Sah ein Knab' ein Röslein stehn, Röslein auf der Heiden, war so jung und morgenschön, lief er schnell, es nah zu sehn, sah's mit vielen Freuden. Röslein, Röslein, Röslein rot, Röslein auf der Heiden.
Knabe sprach: "Ich breche dich, Röslein auf der Heiden!" Röslein sprach: "Ich steche dich, dass du ewig denkst an mich, und ich will's nicht leiden." Röslein, Röslein, Röslein rot, Röslein auf der Heiden.
Und der wilde Knabe brach 's Röslein auf der Heiden; Röslein wehrte sich und stach, half ihm doch kein Weh und Ach, musst' es eben leiden. Röslein, Röslein, Röslein rot, Röslein auf der Heiden.
Röselein,Röselein, Müssen denn Dornen sein? Schlief am schatt'gen Bächelein Einst zu süssem Träumen ein, Sah in goldner Sonne-Schein Dornenlos ein Röselein, Pflückt' es auch und küsst' es fein, “Dornloses Röselein!”
Ich erwacht' und schaute drein: “Hatt' ich's doch! wo mag es sein?” Rings im weiten Sonnenschein Standen nur Dornröselein! Und das Bächlein lachte mein: “Lass du nur dein Träumen sein! Merk' dir's fein,merk' dir's fein, Dornröslein müssen sein!”